KUGELSICHER - DER COPCAST DER POLIZEI HESSEN

Transkript

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00:00:00: [Musik]

00:00:03: Fallaktiv 4-2-7-0. Spiel mit dem Feuer.

00:00:07: Geschrieben von Nikolas Henne. Produziert von Watch Your Head.

00:00:12: Für Kugelsicher. Der Kopfkast der Polizei Hessen.

00:00:15: [Musik]

00:00:20: Was glaubt ihr besprechen die beiden dort drin?

00:00:22: Frau Brinkmann schien nicht sonderlich erfreut gewesen zu sein,

00:00:25: als sie in Silvias Büro gestürmt ist.

00:00:27: Ich kann mir denken, worum es geht.

00:00:28: Keine Führungskraft sieht es gerne,

00:00:30: wenn ihre eigenen Leute ins Visier der Polizei geraten.

00:00:33: Selbst wenn es nur vorsorglich ist.

00:00:35: Aber wir haben das getan, was erforderlich war.

00:00:38: Merve blickte in die Gesichter ihrer Kollegen,

00:00:40: die sich mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck gegenseitig anstaaten.

00:00:44: Oder sieht das jemand von euch anders?

00:00:46: Bevor jemand antworten konnte,

00:00:47: öffnete sich die Tür zu Silvias Büro.

00:00:50: Merve, Natalie und Henning versuchten nicht einmal zu verbergen,

00:00:53: dass sie neugierig auf Informationen warteten.

00:00:55: Natalie, komm bitte zu uns ins Büro.

00:00:58: Merve, Henning, ihr habt sicherlich ausreichend zu tun

00:01:00: mit der Auswertung eurer Spuren.

00:01:02: In zwei Stunden hätte ich gerne eine Einschätzung zu eurer Hypothese.

00:01:06: Natalie zuckte mit den Schultern und folgte Silvia ins Büro.

00:01:10: Silvia schloss ohne weiteren Blickkontakt die Tür hinter sich

00:01:13: und ließ Merve und Henning mit ihren Gedanken alleine.

00:01:15: Was bitte schön war das gerade?

00:01:17: Nimm das nicht persönlich.

00:01:19: Silvia hat noch zwei Wochen, bevor sie in den Ruhestand geht.

00:01:22: Da wünscht man sich etwas anderes als ein Fall,

00:01:24: bei dem man sich bei der Feuerwehr unbeliebt macht.

00:01:26: Ich kann mir vorstellen, dass sich ziemlich viele wichtige Leute

00:01:29: bei ihr gemeldet haben, um sich über unser Vorgehen zu beschweren.

00:01:33: Für eine Weile blickten sie auf die geschlossene Tür,

00:01:35: so als würden sie durch das Holz hindurch mitbekommen,

00:01:37: was sich dahinter abspielte.

00:01:39: Dann liefen sie wortlos zurück in ihre Büros.

00:01:42: Sie hatten über 20 Feuerwehrmänner

00:01:44: zu potentiellen Verdächtigen gemacht.

00:01:46: Je eher sie Klarheit hatten, ob ihre Hypothese tragfähig war,

00:01:49: desto besser war es für sie.

00:01:51: Henning boog in sein Büro ab und schaute Merve hinterher,

00:01:54: deren Büro am Ende des Flurs lag.

00:01:56: Er wusste, dass sie ihre Bewerbung

00:01:58: für die Kommissariatsleitung bereits vorgeschrieben hatte,

00:02:00: so wie er selbst, auch wenn er noch nicht wusste,

00:02:03: ob er sie wirklich einreichen sollte.

00:02:05: So wie die Dinge sich in letzter Zeit entwickelten,

00:02:07: machte er sich Sorgen darum, ob Mervys Wunsch in Erfüllung gehen würde.

00:02:11: Er konnte sich keine bessere Kandidaten vorstellen.

00:02:14: Am Ende war es aber nicht er, der es zu entscheiden hatte.

00:02:17: In Silvias Büro war die Anspannung noch mehr zu spüren.

00:02:21: Brandoberinspektorin Brinkmann,

00:02:23: die als Einsatzleiterin an den Löscharbeiten

00:02:24: am Tatort beteiligt war,

00:02:26: hatte ihre Arme verschränkt und saß am Besprechungstisch.

00:02:29: Als Natalie auf sie zuging, um sich vorzustellen,

00:02:32: blieb sie demonstrativ sitzen.

00:02:34: Natalie erkannte, dass sie in der Situation

00:02:36: wenig ausrichten konnte und setzte sich.

00:02:39: In der Hoffnung, dass Silvia etwas Licht ins Dunkel bringen würde,

00:02:42: weshalb gerade sie am Gespräch teilnehmen sollte.

00:02:45: Frau Brinkmann, ich möchte Ihnen Natalie Reuter vorstellen.

00:02:48: Sie wird die weiteren Ermittlungen

00:02:49: zu dem Brand und zu dem Tötungsselect leiten.

00:02:52: Werde ich?

00:02:53: Äh, also ich...

00:02:54: Wie Sie wissen, werde ich in zwei Wochen

00:02:56: meinen letzten Arbeitstag haben.

00:02:58: Ich werde daher leider wenig Zeit haben,

00:03:00: um mich persönlich um den Fall zu kümmern.

00:03:02: Deshalb wollte ich, dass Sie wissen,

00:03:04: an wen Sie sich wenden müssen, wenn Sie weitere Fragen haben.

00:03:07: Und was ist mit den beiden Polizisten,

00:03:08: die dafür gesorgt haben, dass mein Telefon nicht mehr stillsteht?

00:03:11: Wie ich schon erklärt habe,

00:03:12: haben die beiden vorschriftsmäßig gehandelt.

00:03:15: Wir sind verpflichtet, jeder Spur nachzugehen.

00:03:17: Und dazu gehört auch sofort,

00:03:19: jede Spur zu sichern, bevor sie verloren ist.

00:03:22: So wie die Abdrücke der Stiefel ihrer Einsatzkräfte,

00:03:24: die an den Löscharbeiten in Bad Schwallbach beteiligt waren.

00:03:27: Immerhin müssen wir davon ausgehen,

00:03:29: dass der Täter vergleichbare Stiefel getragen hat.

00:03:32: Wenn sich am Ende herausstellt,

00:03:34: dass sich der Verdacht nicht erhärtet,

00:03:36: sind Sie die Erste, die wir informieren werden.

00:03:39: Zum jetzigen Zeitpunkt werden die beiden Kollegen

00:03:41: weiter an dem Fall arbeiten und der Spur nachgehen.

00:03:43: Und ich muss noch einmal abschließend betonen,

00:03:46: dass ich voll und ganz hinter der Arbeit

00:03:48: meines Kommissariats stehe.

00:03:50: Da Ihr Besuch beweist, dass auch Sie

00:03:52: hinter Ihren eigenen Leuten stehen,

00:03:53: werden Sie mich sicher verstehen.

00:03:55: Frau Brinkmann erhob sich,

00:03:56: reichte Sylvia die Hand

00:03:58: und warf Natalie einen überraschend freundlichen Blick zu,

00:04:01: bevor sie strammenschrittes das Büro verließ.

00:04:04: Natalie blieb sitzen und wartete auf weitere Instruktionen.

00:04:07: Haben wir noch etwas zu besprechen?

00:04:09: Ich dachte, wir würden über das weitere Vorgehen sprechen.

00:04:12: Aber dafür brauchst du doch mich nicht.

00:04:14: Du bist ab sofort die Hauptermittlerin in dem Fall.

00:04:17: Ich habe schon länger auf eine gute Gelegenheit dafür gewartet.

00:04:20: Und da du dich mit Bränden von uns am besten auskennst,

00:04:23: habe ich keine Zweifel daran, dass es dir gelingen wird.

00:04:26: In zwei Stunden haben wir Besprechung.

00:04:28: Bis dahin kannst du dir überlegen, wie wir weiter vorgehen werden.

00:04:32: Natalie suchte nach den richtigen Worten.

00:04:34: Aber ihr gingen so viele Fragen durch den Kopf,

00:04:37: dass sie nicht wusste, wie sie auf die unvorhersehbare Ankündigung

00:04:40: ihrer Chefin reagieren sollte.

00:04:42: Sylvia kam ihr zuvor.

00:04:43: Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest,

00:04:45: ich muss noch ein paar wichtige Telefonate führen.

00:04:47: Wir sehen uns später!

00:04:48: Kurz darauf fand sich Natalie völlig perplex auf der anderen Seite

00:04:52: der geschlossenen Tür wieder.

00:04:53: Sie lief den Gang hinab, um mit Mervon Henning

00:04:56: über das, was ihr gerade passiert war, zu sprechen.

00:04:58: Aber ihre Büros waren leer.

00:05:00: Hey Natalie, wen suchst du?

00:05:01: Ich war auf der Suche nach Mervon.

00:05:03: "Sind gerade zum LKA. Ich glaube, Sie haben einen Termin mit dem Sachverständigen der Schuhspurnsicherung."

00:05:08: Mit einem Mal war der Flur ausgestorben und Natalie blieb alleine mit ihren Gedanken zurück.

00:05:12: Sie war gezwungen von einem auf den anderen Moment, wie jemand zu denken, der die gesamten Ermittlungen im Blick hatte

00:05:18: und nicht wie sonst einen einzigen Ermittlungsabschnitt.

00:05:21: Von der Absperrung über die Spurensicherung bis zur Zeugenbefragung.

00:05:25: Ihr Gehirn fing an zu arbeiten und spuckte zahlreiche Ideen aus, die sich beinahe überschlugen.

00:05:30: Voller Zuversicht eilte sie in ihr eigenes Büro. Sie hatte viel zu tun.

00:05:35: Sein Hund lag in der Ecke neben dem Holzofen, in dem seit Jahren kein Feuer mehr gebrannt hatte und winselte leise vor sich hin.

00:05:49: Mit seinen übergroßen Augen verfolgte er dabei jede Bewegung seines Herrchens,

00:05:54: der fluchend durch die kalte und sperrlich eingerichtete Wohnung stolperte.

00:05:58: Dieser wiederum interessierte sich nicht für den zerzausten Terriermischling, den der vorherige Nutzer kommentalos zurückgelassen hatte.

00:06:05: Mit einem Futtervorrat für zwei Monate, der beinahe zu Ende ging.

00:06:08: Verdammt! Verdammt! Verdammt, wie konnte so was nur passieren?

00:06:12: Seine Schritte donneten durch das ansonsten leerstehende Gebäude,

00:06:15: dass vielen anderen, die auf dem Gelände ein- und ausgingen, nur als illegale Lager- und Abfallstätte zur Verfügung stand.

00:06:22: Eine zwielichtige Gestalt neben der anderen begegnete sich dort, ohne ein Wort zu wechseln.

00:06:26: Jeder wusste, was man dort zu suchen hatte.

00:06:28: Deshalb interessierte man sich auch nicht für die Geschichte des jeweils anderen.

00:06:32: Warum zum Teufel ist die blöde Hexe nicht einfach liegen geblieben und muss dann auch noch nach ihrem dämlichen Garten rufen?

00:06:37: August! August! So hilft mir doch! Hätte sie einfach mal ihre blöde Fresse gehalten!

00:06:41: Verdammtes Scheißteil!

00:06:43: Ergriff nach jedem Gegenstand, den er in seiner Nähe zu fassen bekam und warfen ziellos durch die Gegend.

00:06:49: Bierflaschen zerschmetterten an der Wand, Teller gingen zu Bruch und beinahe auf die Stehenlampe,

00:06:54: wie sich jedoch als äußerst robust erwies und deren Kabel sich um seinen Arm wickelte.

00:06:58: Verdammtes Scheißteil!

00:07:00: Er löste sich von dem staubigen Kabel und warf die Lampe weit von sich.

00:07:03: Ein erschrockenes Jaulen verriet ihm, dass er versehentlich den Hund getroffen hatte,

00:07:07: der nun aufsprang und sich einen anderen Unterschlupf suchte,

00:07:11: gefolgt von einem hämmischen Lachen seines unberechenbaren Besitzers.

00:07:15: Also gut, du kannst es nicht ändern. Also du kannst es nicht...

00:07:18: Na, denk nach, verdammter Idiot, es wird dir doch irgendwas einfallen, wie du aus der Nummer rauskommst.

00:07:25: Auf dem staubigen mit leeren Bierkisten gebauten Tresen vibrierte sein Smartphone.

00:07:30: Jetzt geh mir nicht auch noch auf den Sack!

00:07:32: Ergriff nach seinem Smartphone und war kurz davor, es ebenfalls mit voller Kraft durch den Raum zu werfen.

00:07:37: Aber als er sah, wer am anderen Ende der Leitung war, kam ihm ein geistes Blitz.

00:07:41: Er atmete tief durch, um seine Wut zu unterdrücken. Dann ging er dran.

00:07:46: Ach, was liegt an? Ja, davon habe ich gehört.

00:07:50: Woher? Na hör mal, wir sind hier auf einem verkackten Dorf, da spricht sich sowas so vordrum.

00:07:55: Du glaubst, was? Das hast du nicht wirklich vor! Du hast doch überhaupt keine Beweise!

00:08:01: Hm, okay, verstehe. Wo treffen wir uns? In einer Stunde? Geht klar.

00:08:06: Mit einem zufriedenen Pfeifen lief er hinüber zur Küchenzeile, die mit Scherben übersät war.

00:08:12: Er griff in einen der geöffneten Unterschränke und holte eine große verbeulte Pappschachtlas dem Schrank heraus.

00:08:17: Geräuschvoll ließ er das Trockenfutter in den leeren Napf hineinfallen, der zwischen seinen Füßen stand.

00:08:23: Er konnte es hinter ihm rascheln hören. Der Hunger rief ihn, aber die Angst hielt seinen Hund davon ab, loszustürmen

00:08:29: und den Inhalt des Napfes in Sekundenschnelle zu verschlingen.

00:08:32: Mit großen Schritten lief er zu seiner ausgebeulten Couch und ließ sich in das zerschlissene Leder fallen.

00:08:37: Dann beobachtete er, wie sein Hund vorsichtig sein sicher geglaubtes Versteck verließ und sich zu seinem Futter vortastete.

00:08:44: Ja, komm nur, schlag zu, mein Junge! Wie es scheint, ist der Tag heute für uns beide besser gelaufen, als es zunächst in Anschein gemacht hat. Nicht wahr?

00:08:51: Er nahm sich ein Bier aus dem Kasten, der neben der Couch stand und öffnete den Verschluss mit seinem Feuerzeug, das er immer bei sich trug.

00:08:58: Der Kronkorken flog in hohem Bogen davon und fiel mit einem leisen, blechernen Klirren zu Boden.

00:09:04: Dann fasste er neben sich unter das Lederne Sofakissen, auf dem er saß und prüfte, ob alles dort lag, wo es sein sollte.

00:09:10: Zufrieden lehnte er sich zurück und ließ das Bier seine Kehle hinunterlaufen.

00:09:15: Seine Augen ruten auf der Uhr neben der Küchenzeile, 50 Minuten bis zur vereinbarten Zeit.

00:09:20: Bis dahin würde er bereit sein, das zu tun, was erforderlich war, um seinen Fehler vom Wochenende wieder gut zu machen.

00:09:28: [Musik]

00:09:32: [Musik]

00:09:37: [Musik]

00:10:02: Copyright WDR 2021

00:10:04: [Titelmusik]

Über diesen Podcast

KEINE BEWEGUNG!
Jetzt werden die Lauscher aufgesperrt!

Bei uns dreht sich alles um den echten Polizeialltag, mit echten Cops am Mikro. Deswegen ist das hier auch kein stinknormaler Podcast, sondern ein COPCAST! Unsere Moderatoren Marc und Benjamin, Polizisten mit Leib und Seele, zögerten keine Sekunde, als sie ihr nächster Einsatz ans Mikrofon führte.
Getreu dem Motto „Kein Gelaber - alles echt“ kommen Marc und Benjamin mit Kolleginnen und Kollegen verschiedenster Bereiche ins Gespräch und geben dir authentische Einblicke in die Vielseitigkeit des Polizeiberufs. Egal ob Mordermittlung, SEK, Flieger- oder Hundestaffel - wir haben sie alle hier bei KUGELSICHER!

Dich erwarten spannende Storys und kuriose Geschichten des Polizeialltags, denn wir zeigen dir die Menschen hinter der Uniform. Tauch ein in die Welt echter Polizeiarbeit! Vielleicht bringen wir auch DICH auf den Geschmack?

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