00:00:00: * Musik *
00:00:03: Es herrschte Chaos.
00:00:23: Gregor Schulze überquerte die vielspurige Straße
00:00:26: und zwang Autos aus beiden Richtungen zu Vollbremsungeln.
00:00:30: Henning, Serkan und Natalie liefen hinterher,
00:00:33: unterstützt von den zeitgleich heran eilenden Streifenwagen.
00:00:36: Blaulicht und das Gebrüll von Martins Hörnern überschlugen sich,
00:00:40: Schaulustige versammelten sich und blockierten auch die anderen
00:00:44: Fahrbahnen, die von der naheliegenden Kreuzung abbogen.
00:00:47: Polizei, aus dem Weg!
00:00:48: Gregor Schulze war überraschend fit und hielt seine Verfolger auf
00:00:52: Abstand, während er den Bürgersteig entlangrannte
00:00:55: und wahrlos Passanten anrenmpelte.
00:00:57: Beim Abliegen in eine Seitengasse streifte er einen Mann,
00:01:01: den er mit zu Boden riss.
00:01:02: Natalie blieb zurück und kümmerte sich um ihn.
00:01:05: Henning und sie ihn ausgelaugt
00:01:06: und er stemmte seine Hände mit schmerz erfülltem Gesicht in die Hüften.
00:01:10: Polizei, keine Bewegung!
00:01:13: Auf die Knie und die Hände hinter den Kopf!
00:01:16: Gregor Schulze blickte sich um, drehte sich im Kreis
00:01:18: und suchte nach einem Ausweg.
00:01:20: Er wankte von der einen zur anderen Seite,
00:01:22: doch von überall her kamen weitere Polizisten auf ihn zu
00:01:26: und kesselten ihn ein.
00:01:27: Ihr könnt mich mal hier beschissen im Bollen, verpisst euch!
00:01:30: Ich hab nichts getan!
00:01:31: Das Blut an ihrer Kleidung spricht eine andere Sprache.
00:01:34: Aber sie können uns auf dem Präsidium gerne ihre Version der Geschichte erzählen.
00:01:37: Und jetzt folgen sie den Anweisungen meines Kollegen.
00:01:40: Was für ein Blut?
00:01:42: Gregor Schulze blickte verdutzt an sich herunter.
00:01:44: Er hielt seine Hände vor sich und realisierte, was passiert war.
00:01:48: Er fing an, das Blut an seiner Kleidung abzustreifen,
00:01:51: aber es gelang ihm nicht.
00:01:52: Dann begann er zu jammern und fehl auf die Knie.
00:01:55: Ich wollte das doch nicht.
00:01:56: Ich wollte ihm doch einfach nur ein bisschen Angst machen.
00:01:59: Erst mein Bruder. Ich tut doch mein Bruder nichts.
00:02:01: Serkan und Henning ließen sich nicht beirren
00:02:04: und ließen ihn nicht aus den Augen.
00:02:06: Schon oft hatten sie es mit Tätern in psychischen Ausnahmesituationen zu tun gehabt.
00:02:10: In diesen Momenten war nichts vorhersehbar.
00:02:13: Sie sollten recht behalten.
00:02:15: Unvermittelt sprang Gregor Schulze auf
00:02:17: und hielt auf Serkan und Henning zu.
00:02:19: Die beiden hoben schützend ihre Waffen.
00:02:21: Stehen bleiben!
00:02:23: Wie geht es meinem Bruder?
00:02:24: Wird das überleben?
00:02:26: Ich habe gesagt, stehen bleiben!
00:02:28: Sagen Sie mir, wie es meinem Bruder geht.
00:02:30: Bitte. Er ist alles, was ich noch habe.
00:02:33: Gregor Schulze blieb nur wenige Meter vor Henning stehen
00:02:36: und wartete auf eine Antwort.
00:02:38: Ich denke, Sie wissen am besten, wie es Ihrem Bruder geht, nicht wahr?
00:02:41: Im nächsten Moment blieb die Zeit stehen.
00:02:43: Jeder Kollege und jede Kollegin vor Ort,
00:02:46: ob in Uniform oder in Zivil, war einsatzbereit.
00:02:49: Sie warteten auf den richtigen Moment zur Festnahme.
00:02:52: Auf eine Unachtsamkeit,
00:02:53: bei der sie ihn gefahrlos überrumpeln konnten.
00:02:56: Henning wollte seinen Kollegen gerade ein Zeichen zum Zugriff geben,
00:02:59: aber Gregor Schulze kam ihnen zuvor.
00:03:02: Er fasse nach hinten in seinen Hosenbund und zog ein Messer hervor,
00:03:06: das ebenso blutverschmiert war, wie er selbst.
00:03:08: Ohne Vorwarnung stürzte er nach vorne, auf Henning zu.
00:03:12: Dann vielen Schüsse.
00:03:19: Sylvia frei, saß an ihrem Schreibtisch und blickte sich um.
00:03:23: Ihre Bilder und Pflanzen hatte sie schon vor einiger Zeit weggeräumt.
00:03:26: Jetzt schaute sie auf kahlende Wände und auf einen einzigen Karton,
00:03:30: in dem ihre restlichen Habseligkeiten Platz fanden.
00:03:33: Das Ende von über 40 Dienstjahren bahnte sich an
00:03:37: und versetzte ihr einen tiefen Stich.
00:03:39: Sie räumte das Bild ihrer Familie,
00:03:41: das bis zuletzt neben ihrem Monitor stand, in den Karton
00:03:44: und klappte die Laschen zu.
00:03:46: Für sie gab es hier nichts mehr zu tun.
00:03:49: Kommst du zu uns?
00:03:50: Die Direktionsleitung ist gerade gekommen und der Sekt wird warm.
00:03:53: Ja, ich komme.
00:03:55: Aber ob mir der Sekt heute schmecken wird, wage ich zu bezweifeln.
00:03:58: Sag bloß, die macht es immer noch angstig,
00:04:00: zukünftig als Pensionärin bezeichnet zu müssen.
00:04:03: Damit komme ich mittlerweile ganz gut klar.
00:04:05: Viel schwieriger wird es sein,
00:04:07: von euren Fällen in der Zeitung lesen zu müssen,
00:04:09: ohne selbst tätig werden zu dürfen.
00:04:11: Aber auch das wird vorübergehen.
00:04:14: Gehen wir?
00:04:14: Sylvia erfolgte Natalie hinaus in den Flur,
00:04:17: in dem sich zahlreiche Kolleginnen und Kollegen versammelt hatten.
00:04:20: Sie alle hatten ihre Augen auf Sylvia gerichtet.
00:04:23: Eine verdiente Polizistin und Kommissariatsleiterin,
00:04:26: die selbst bei ihrem letzten Einsatz noch einmal
00:04:28: eine unbeschreibliche Leistung vollbracht hatte.
00:04:31: Während Henning, Serkan und Natalie
00:04:33: die Verfolgung von Gregor Schulze aufgenommen hatten,
00:04:35: war sie gemeinsam mit einer weiteren Streife
00:04:37: in die Wohnung von Sebastian Schulze vorgedrungen.
00:04:40: Die Situation, die sie vorgefunden hatten,
00:04:42: war grausamer als alles,
00:04:44: was sie sich auf der Fahrt dorthin ausgemalt hatten.
00:04:46: Was Sylvia nicht davon abgehalten hatte,
00:04:48: gemeinsam mit Frau Brinkmann
00:04:50: mit allen verfügbaren Mitteln zu verhindern,
00:04:52: dass Sebastian Schulze und seine Freundin Vanessa
00:04:55: durch ihre schweren Stichwunden zu viel Blut verloren.
00:04:58: Mittlerweile waren die beiden auf dem Weg der Besserung,
00:05:01: auch wenn ihre Verletzungen nicht spurlos an ihnen vorbeigehen würden.
00:05:04: Ihr Team spürte,
00:05:06: dass dieses Ereignis immer noch präsent war.
00:05:09: Und doch wollte sich niemand nehmen lassen,
00:05:11: Sylvia den Abschied zukommen zu lassen, den sie verdiente.
00:05:14: Als Sylvia mitten unter ihnen stand,
00:05:16: und das Wort erheben wollte,
00:05:18: brandete ein riesiger Applaus auf.
00:05:20: Sylvia hielt ihre Tränen zurück
00:05:22: und blickte dankend in die Runde.
00:05:25: Als der Applaus nachließ, ergriff sie das Wort.
00:05:27: Vielen, vielen lieben Dank.
00:05:30: Ich kann euch nicht sagen, wie sehr es mich freut,
00:05:33: euch alle hier zu sehen.
00:05:34: Bevor ich meinen Stuhl räume und mich damit abfinden muss,
00:05:37: ab morgen nur noch einfache Zivilisten zu sein.
00:05:40: Aber was ich sehr viel mehr vermissen werde als meine Arbeit,
00:05:43: seid ihr.
00:05:45: Ich bin stolz darauf, was wir erreicht haben,
00:05:47: dass wir trotz allem immer menschlich geblieben sind
00:05:50: und als Team zusammengewachsen sind.
00:05:53: Ich werde euch vermissen.
00:05:55: Der Applaus schien das gesamte Präsidium zum Beben zu bringen
00:06:00: und ließ selbst erfahrene Kollegen und Kolleginnen
00:06:02: nicht unbeeindruckt.
00:06:04: Als der Applaus wieder abflachte,
00:06:05: richtete Sylvia ihren Blick auf Henning und Merve
00:06:09: und begann zu lächeln.
00:06:10: Und auf eines bin ich besonders stolz.
00:06:13: Das wunderbare Kolleginnen und Kollegen in den staatlichen Stehen,
00:06:17: um unsere gute Arbeit fortzuführen.
00:06:20: Vielen Dank, dass ihr hier seid.
00:06:22: Vielen Dank für die gute gemeinsame Zeit und bis bald.
00:06:26: Erneut brandete ein überwältigender Applaus auf.
00:06:30: Sylvia lief dem Flur entlang und verabschiedete sich von jedem
00:06:34: Einzelnen, der vor Ort war, stieß mit Sekt an und tauschte
00:06:37: Erfahrungen aus.
00:06:38: Selbst Frau Brinkmann war vor Ort, um Sylvia ihren Respekt zu zollen.
00:06:43: In all dem Trubel fiel kaum auf,
00:06:45: dass zwei ihrer engsten Kollegen auf einmal fehlten.
00:06:48: Henning hatte Merve in ein Duro gebeten und die Tür geschlossen.
00:06:51: Die Gespräche und das Gelächter vom Flur verstummten.
00:06:54: Entschuldige, dass ich dich so überfalle,
00:06:55: aber ich möchte heute noch etwas mit dir klären,
00:06:57: damit die nächsten Wochen nicht komisch zwischen uns werden.
00:07:00: Alles gut.
00:07:02: Wir haben das Thema in letzter Zeit scheinbar beide etwas verdrängt.
00:07:05: Ich möchte nicht, dass unsere Freundschaft darunter leidet,
00:07:07: dass wir uns beide auf Sylvias Stelle bewerben wollen.
00:07:10: Henning lachte auf und nahm Merve in den Arm, bevor er antwortete.
00:07:14: Keine Sorge, das wird nicht passieren.
00:07:17: Ich habe mich dazu entschieden, mich nicht zu bewerben.
00:07:19: Ich möchte meiner Energienächsterzeit dafür nutzen, ein besserer Vater zu werden.
00:07:22: Das haben Hannah und Leon verdient.
00:07:24: Ich habe die letzten Jahre viel zu sehr an mich gedauert.
00:07:26: Zeit mit Freunden, der Zeit mit meinen Kindern vorgezogen.
00:07:29: Das will ich wieder gut machen.
00:07:30: Außerdem brauche ich endlich eine neue Wohnung.
00:07:32: Du hättest Natalys Gesicht sehen sollen, als sie bei mir zu Hause waren.
00:07:36: Und wer weiß, in einigen Jahren bietet sich vielleicht eine andere Chance für mich.
00:07:40: Merve löste sich aus der Umarmung und blickte fassungslos in Hennings Gesicht.
00:07:45: Das meinst du nicht ernst, oder?
00:07:47: Ich meine, das ist doch schon lange dein Traum gewesen.
00:07:51: Du machst das doch nicht für mich, oder?
00:07:53: Häh, falsch. Mein Traum war es immer, Stürmer bei Eintracht Frankfurt zu werden.
00:07:58: Die Stelle von Sylvia ist eher eine gute Gelegenheit, die ich nicht ungenutzt lassen wollte.
00:08:01: Aber Ziele ändern sich, nicht wahr?
00:08:03: Ja, das stimmt allerdings.
00:08:05: Vielen Dank, dass du es mir gesagt hast.
00:08:07: Aber glaub ja nicht, dass du deshalb eine Sonderstellung bei mir hast,
00:08:12: falls ich die Stelle bekommen sollte.
00:08:14: Ich werde dich genauso buckeln lassen wie jeden anderen im Kommissariat.
00:08:19: Henning öffnete die Tür zum Flur und augenblicklich wurde er in den Trubel
00:08:23: aus Gelächter und Gesprächen hineingezogen.
00:08:26: Keine Sorge. Ich werde auch unter dir mein Bestes geben.
00:08:29: Merve blickte ihrem Kollegen hinterher und lächelte in sich hinein.
00:08:33: Sie bückte sich, holte einen zerknüllten Zettel aus dem Papiermüll und strich ihn glatt.
00:08:37: Dann laß sie den Betreff und musste ihre Tränen zurückhalten.
00:08:41: Bewerbung für die Kommissariatsleitung des K11 im Polizeipräsidium Westhessen.
00:08:47: Wie es aussieht, werde ich dich doch noch brauchen.
00:08:49: Merve öffnete eine Schublade ihres Schreibtages, legte die Bewerbung hinein
00:08:54: und folgte ihrem Kollegen hinaus auf den Flur.
00:08:56: Für den Rest des Tages konnte der Beruf warten.
00:08:59: Das Klappern eines Fensterladens im Dunkeln,
00:09:08: lodern das Feuer im Hintergrund und der Schrei einer alten Frau
00:09:12: durch drangen Gregor's Träume.
00:09:14: Er spürte, wie ihre Knie-Nachgaben als sein Schlagstock die gebrechlichen Knochen berührte.
00:09:20: Das Splittern der Kniescheibe übertrug sich bis hinauf zu seiner Schulter
00:09:24: und ließ ihn erschaudern.
00:09:26: Der nächste Schlag auf das andere Bein, nur zur Sicherheit.
00:09:29: Wieso nur war sie nicht im Bett liegen geblieben?
00:09:32: Hinaus in die kalte, regnerische Nacht,
00:09:35: mit der vollgepackten Tasche über der Schulter und den schweren Stiefeln im matschigen Untergrund.
00:09:39: Die Wärme des Feuers, das sich immer weiter ausbreitete im Rücken.
00:09:44: Und auch noch von weitem immer wieder dasselbe Geräusch.
00:09:47: Das Klappern eines Fensterladens im stürmischen Wend.
00:09:51: Das metallische Klicken eines Schlosses holte ihn aus seinem Traum.
00:09:56: Er fiel mehrere Meter hinab, bevor er unsanft auf der unbequemen Matratze seines Bettes aufschlug.
00:10:02: Sein Kopf kreiste wild umher und er musste mehrmals seine Augen schließen, bis er sich beruhigte,
00:10:08: während er kurz davor war, sich zu übergeben.
00:10:11: Erst langsam nahm der Raum vor ihm Gestalt an.
00:10:14: Medizinische Geräte sanden orangefarbene und rote Farben hinaus in die Nacht
00:10:19: und gaben merkwürdige Geräusche von sich.
00:10:22: Ihre Nutzen kannte er nicht, aber er verstand, dass sie sein Leben gerettet hatten.
00:10:27: Die verdammten Bullen hatten ihm zwei Kugeln in den Oberkörper gejagt,
00:10:30: nur um ihn anschließend wieder zusammenflicken zu lassen und an ein Krankenbett zu fesseln.
00:10:35: Regors Augen suchten nach dem Nachttisch, auf dem er eine Flasche Wasser stehen hatte.
00:10:40: Der Durst quälte ihn und ergriff danach.
00:10:43: Er schraubte den Deckel ab und nahm einen Schluck als ein Arzt aus der dunklen Nische auf ihn Zutrat.
00:10:49: Der weiße Mantel wehte anmutig um seine Beine, während er sich im dunklen Raum bewegte.
00:10:55: Das Gesicht verborgen hinter einer OP-Maske, die ergrauten Haare zu einem strengen Seitenscheite gekämmt.
00:11:01: Die Lichter der medizinischen Geräte waren nicht stark genug, um mehr von ihm erkennen zu können.
00:11:07: Ist was doch? Ist noch etwas früh für die Visite oder nicht?
00:11:10: Das Gesicht hinter der Maske verzog sich zu einem breiten Grinsen.
00:11:14: Der Arzt fuhr mit den Fingern hinter die Ohren und setzte die OP-Maske ab.
00:11:19: Als Gregor sah, wer vor ihm stand, riss er seinen schmerz erfüllten Körper zur Seite.
00:11:24: Mühsam versuchte er, den Alarmknopf zu erreichen, aber sein ungebetener Gast war schneller
00:11:29: und hängte den Knopf an das andere Ende des Bettes.
00:11:32: Mensch, Gregor, du weißt doch, dass du bei mir immer ein wenig schneller sein musst.
00:11:36: Gregor's Gast zog einen Stuhl an sich heran und setzte sich in seiner Sichtweite vor ihm hin.
00:11:42: Die Beine überschlagen, die Hände bedächtig zusammengefaltet.
00:11:46: Sein Gesicht wirkte ruhig, beinahe väterlich.
00:11:49: Aber Gregor wusste es besser. Nur wenige bekamen Besuch von Anton Gruber persönlich.
00:11:55: Die meisten davon überlebten den Besuch nicht.
00:11:58: Wie du sicher erahnen kannst, bin ich aus einem bestimmten Grund hier.
00:12:02: Bitte Herr Gruber, Sie brauchen sich keine Sorgen machen.
00:12:04: Ich werde der Polizei nichts erzählen. Ich verspreche es Ihnen.
00:12:07: Was weißt du denn schon, was du der Polizei erzählen kannst?
00:12:14: Als wenn du eine Ahnung von meinen Geschäften hättest.
00:12:17: Du wirst ein nutzloser Kleinkimineller, der versucht bei den Großen mitzuspielen.
00:12:22: Und wie jeder andere Kleinkiminelle, läuft dir der kalte Schweiß den Rücken herunter,
00:12:27: wenn du auch nur meinen Namen hörst.
00:12:29: Und doch hast du keine Ahnung davon, bemit dich mein Geld verdiene.
00:12:32: Auf jeden Fall nicht mit billiger, häler Ware wie du es tust.
00:12:35: Konnt nicht viel bei herum, wenn man gestohlenen Schmuck verkaufen möchte, oder?
00:12:39: Anton Gruber beugte sich vor, stützte sein Gesicht auf seinen Händen auf
00:12:44: und betrachtete Gregor, dem die Angst aus dem Gesicht zu springen schien.
00:12:48: Schweiß lief ihm von der Stirn herab.
00:12:50: Aufgeregt wälzte er sich von rechts nach links.
00:12:53: Aber seine Handfesseln schränkten ihn ein.
00:12:55: Aber ich bin nicht Tier, um über Geschäfte zu sprechen.
00:12:58: Es geht um etwas Persönliches.
00:13:00: Auch ich habe eine Familie, eine Last, die wohl jeder zu tragen hat,
00:13:04: mit all ihren Verstrickungen und Verpflichtungen.
00:13:06: Jedenfalls habe ich ein Neffen, ein Taugenichts, wie du es bist.
00:13:10: Und doch, so ungern ich es aussprechen möchte, gehört er zu meiner Familie.
00:13:14: Vor allem meine Schwester hängt trotz all seiner Verfehlungen sehr an ihm,
00:13:18: seit ihr Mann auf unglückliche Art und Weise ums Leben gekommen ist.
00:13:21: Leider wird er seit geraumer Zeit vermisst.
00:13:23: Was habe ich mit ihrem verschwunden Neffen zu tun?
00:13:25: Nun, mir wurde gesagt, dass du etwas wissen könntest.
00:13:28: In letzter Zeit sollt ihr gemeinsame Geschäfte gemacht haben.
00:13:31: Aber ich kann verstehen, dass du verwirrt bist.
00:13:34: Immerhin hat meine Schwester bei ihrer Hochzeit einen anderen Namen angenommen,
00:13:37: den auch mein Neffe trägt.
00:13:39: Womöglich sagt ihr der Name Ferdinand Beck etwas?
00:13:42: Erneut begann sich die Welt zu drehen.
00:13:44: Und Gregor verlor den Boden unter den Füßen.
00:13:47: Der Alarmknopf schien nun im Kilometer weiter ferne zu sein,
00:13:50: während die Wände seines Krankenzimmers immer enger wurden
00:13:53: und ihm die Luft zum Atmen nahmen.
00:13:55: Sein Geschäftspartner Ferdinand Beck lag längst vom Brand
00:13:59: entstellt in der Leichenhalle irgendeines Schriedhofes,
00:14:02: während er nun selbst auf ein ähnliches Schicksal wartete.
00:14:05: Also Gregor, ich habe nichts gegen dich persönlich.
00:14:08: Und eigentlich ist mir mein Neffe auch ziemlich egal.
00:14:11: Aber in meiner Position habe ich die Pflicht,
00:14:13: den guten Ruf der Familie zu bewahren.
00:14:15: Das verstehst du sicherlich.
00:14:17: Also verzei mir bitte, was ich jetzt tun muss.
00:14:20: [Musik]
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