00:00:00: [Musik]
00:00:04: Hey, ihr da draußen?
00:00:05: Sperrt die Lausche auf!
00:00:07: Willkommen bei...
00:00:09: Kugelsicher!
00:00:10: Dem Kopfkast der Polizei Hessen.
00:00:13: Autentischer!
00:00:15: Hört hinter die Kulissen.
00:00:16: Kein Gelaber?
00:00:17: Alles echt!
00:00:18: Feinster Einblick in den Alltag der Polizei Hessen.
00:00:21: Autentischer!
00:00:25: Authentisch!
00:00:26: Ehrlich!
00:00:27: Direkt!
00:00:28: Hard!
00:00:28: Ganz schön krass!
00:00:30: Und auf jeden Fall Kugelsicher!
00:00:33: [Musik]
00:00:37: Hallo und herzlich willkommen.
00:00:38: Hier ist Kugelsicher, der Kopfkast der Polizei Hessen.
00:00:41: Und heute ist es eine ganz besondere Folge,
00:00:43: denn heute habe ich hier zwei Gäste im Studio zu Gast.
00:00:45: Zum einen Polizei-Oberkommissarin Letizia
00:00:48: und Polizeihauptkommissar Marco.
00:00:50: Letizia ist Speed Skaterin und Angehörige
00:00:53: der Sportfördergruppe der hessischen Polizei.
00:00:55: Und Marco ist Spitzensportkoordinator bei der Polizei Hessen.
00:00:59: Und deshalb habe ich natürlich an beide heute
00:01:01: viele Fragen rund um das Thema Spitzensport
00:01:03: und Sportförderung bei der Polizei Hessen.
00:01:05: Letizia, ich würde mit dir einsteigen.
00:01:07: Kannst du dich kurz vorstellen,
00:01:09: was dein dienstlicher Werdegang und vielleicht auch Speed Skating,
00:01:12: was kann man sich genau darunter vorstellen?
00:01:14: Ja, erst mal danke für die Einladung.
00:01:16: Ich mache schon seit meinem 2. Lebensjahr in Leins Speed Skating.
00:01:20: Ich bin da über meine Geschwister an diesen Sport gekommen
00:01:23: und konnten mich seitdem nicht mehr davon losreißen.
00:01:26: Speed Skating ist so ein bisschen vorzustellen,
00:01:30: wie Short Track oder Eisner laufen
00:01:32: oder auch Bahn, Radschwort und Leichtathletik
00:01:34: halt nur auf Inline Skates.
00:01:36: Also es gibt Disziplinen, die laufen wir alleine gegen die Zeit,
00:01:39: aber es gibt auch Disziplinen, die laufen wir gegeneinander.
00:01:41: Und da entscheidet dann eben die Rolle,
00:01:43: die als erstes die Zielinie überquert,
00:01:45: wer dann eben gewonnen hat.
00:01:47: Meine Disziplinen sind vor allem die 500 Meter
00:01:50: und der One Lab Sprint.
00:01:52: Das dauert bei uns ungefähr so 43 Sekunden,
00:01:54: zumindest für die Damen, die Männer sind natürlich ein bisschen schneller unterwegs.
00:01:57: Und da bin ich unter anderem World Games Champion geworden,
00:02:01: auch schon mehr Fahre-Opermeisterin
00:02:02: und in der Staffel sind wir auch schon Weltmeister geworden.
00:02:05: Und mein polizeilicher Werdegang war folgendermaßen.
00:02:08: Ich habe das Abitur gemacht, 2012.
00:02:11: Und ich glaube, das Jahr vor dem Abitur in den Osterferien,
00:02:15: müsste das gewesen sein,
00:02:16: habe ich ein freiwilliges Praktikum gemacht.
00:02:18: Hier sogar bei Marco, da haben wir uns zum ersten Mal kennengelernt,
00:02:21: weil ich mir einfach mal die Sportfördergruppe anschauen wollte
00:02:24: und habe dann festgestellt, dass ich mir das sehr gut als meine Zukunft vorstellen kann,
00:02:28: weil ich unbedingt meine sportliche Karriere auch nach dem Abitur weiterführen wollte.
00:02:33: Und ich eben nach Möglichkeiten gesucht habe,
00:02:35: wie ich das bestmöglich machen kann,
00:02:37: um aber auch auf Selbstständigenbeinen stehen zu können
00:02:39: und gleichzeitig noch meine nachsportliche Karriere planen zu können.
00:02:43: Und deswegen habe ich das schon relativ früh angegangen,
00:02:46: habe mir das angeschaut, fand es gut.
00:02:48: Dann habe ich mich auch schon recht früh beworben
00:02:50: und habe schon vor meinen Abiturprüfungen den Eichernungstest gemacht,
00:02:53: bin direkt bestanden und dann eben im September bei der Sportfördergruppe anfangen.
00:02:58: Das war so ein bisschen so ein One-Shot.
00:03:00: Also ich habe mich nur da beworben, habe nur das Bewerbungsgespräch und Bewerbungsverfahren durchgemacht,
00:03:04: habe es bestanden und bereust bis heute auf keinen Fall.
00:03:08: Aber du hast eben gesagt, mit zwei Jahren standst du das erste Mal auf Inlines Gates.
00:03:12: Gibt es Schuhe in Größe?
00:03:14: Was wird das sein, 27 Hände in der Richtung?
00:03:16: Wahrscheinlich sogar noch kleiner.
00:03:18: Das sind dann diese Rollschuhe, die man an die Tundschuhe dran kletten kann.
00:03:23: Und ja, ich glaube so richtig rollen können die natürlich noch nicht,
00:03:26: aber man läuft dann schon auf den Rollen
00:03:28: und so kann man sich dann da eben immer weiter ja in den Geschwindigkeiten steigern.
00:03:33: Und unser Verein hat da einfach eine supergute Kinderförderung auch gemacht,
00:03:37: super Kindertraining hier bei BlauGalp-Kruskera.
00:03:41: Und da habe ich mich anscheinend sehr, sehr wohl gefühlt schon als ganz kleines Kind,
00:03:45: und da wurde da gut aufgenommen, entsprechend gefördert.
00:03:47: Und das hat mich dann eben auch dahin gebracht, wo ich jetzt bin.
00:03:50: Aber ich sage mal von so dem ersten Mal Inlines Gates in so Überziehschuhen
00:03:54: bis hin zu einem Titel bei den World Games ist ja ein weiter Weg.
00:03:56: Gab es irgendeinen Schlüsselmoment, nachdem du gesagt hast,
00:03:59: okay, ich will das Ganze jetzt wirklich professionell angehen?
00:04:01: Ja, also zwischenzeitlich, wenn man halt so in die Pubertät kommt, in die Jugend kommt
00:04:05: und dann sich irgendwann die Frage stellt, okay, wie will ich da meine Zukunft gestalten?
00:04:09: Da stellen sich ja bei den meisten Jugendlichen ähnliche Fragen.
00:04:12: Und da musste ich mir natürlich auch die Frage stellen, ja, will ich den Sport weiter machen, ja oder nein.
00:04:16: Und ich hatte sogar ein Jahr, in dem ich fast aufgehört hatte mit dem Sport,
00:04:19: weil ich irgendwie meine Zukunft nicht mehr so da gesehen hatte,
00:04:22: weil meine Leistung ein bisschen abgenommen hatte,
00:04:25: dadurch, dass ich in die Seniorenklasse aufgestiegen war,
00:04:27: und ich aber nicht mehr trainiert habe.
00:04:29: Überraschung, Überraschung waren meine Ergebnisse natürlich dann nicht so gut wie davor.
00:04:33: Und ich habe auch irgendwie nicht gedacht, dass ich diese Lücke aufschließen kann.
00:04:37: Also die ganz schnellen Mädels bei der Weltmasserschaft, die haben mich aus ihrem Winsch hatten, rausgedroppt.
00:04:41: Und ich hatte keine Chance da überhaupt mitzufahren.
00:04:44: Da hatte ich dann so ein bisschen die Hoffnung verloren.
00:04:46: Dann hatte ich allerdings das Glück, dass die Altersklassen nochmal umgestellt wurden
00:04:49: und ich nochmal einen Juniorenjahr hatte.
00:04:51: Und das war dann für mich der Schlüsselmoment zu sagen, okay, ich gehe jetzt nochmal all in.
00:04:55: Schau, wie weit ich diese Lücke schließen kann.
00:04:57: Das hatte ich dann auch tatsächlich sehr gut geschafft.
00:04:59: Ich bin dann Vierte bei den Weltmasserschaften, bei den Junioren geworden.
00:05:03: Und das war dann auch das Jahr, in dem ich dann dieses Praktikum gemacht habe bei der Polizei
00:05:08: und dann wieder gesehen habe, okay, ich liebe diesen Sport.
00:05:10: Ich liebe diesen Sport einfach so sehr.
00:05:12: Das ist mein Herzblut.
00:05:13: Ich möchte das gerne weitermachen, weil ich auch interessiert daran war, wie weit kann ich noch kommen.
00:05:18: Deswegen hatte ich mich dann für diese Karriere entschieden.
00:05:21: Also für die Sportliche und für die polizeiliche Karriere,
00:05:24: weil das einfach für mich ein Riesengeschenk war, das beides vereinen zu können.
00:05:28: Und so im Kern, was findest du so extrem spannend gerade am Speed Skate?
00:05:32: Also das bringt dich dazu, da im Training wahrscheinlich auch immer die beste Leistung zu geben.
00:05:36: Ja, also zum einen fasziniert mich der Sport einfach durch diese Vielseitigkeit mitbringen.
00:05:41: Also wir haben extrem hohe Geschwindigkeiten, wir haben sehr, sehr hohe physische Anforderungen.
00:05:46: Das heißt im Training müssen wir halt auch super, super stark Athleten werden,
00:05:50: um dann schnell fahren zu können.
00:05:51: Aber die Technik muss eben auch stimmen.
00:05:53: Also wenn die Technik nicht gut genug für die Kraft ist, dann bringt das einem auch nicht viel weiter.
00:05:58: Also man muss da so ein bisschen so ein Sweet Spot befinden.
00:06:01: Und dieser ganz schmale Grad, dass da alles perfekt passen muss,
00:06:04: das fasziniert mich einfach an dieser Sportart.
00:06:07: Und ich finde da drin einfach sehr viel Genuss.
00:06:10: Also wenn ich auf meinen Skates stehe, dann ist das für mich der Begriff von Freiheit
00:06:14: und ja Selbstbestimmtheit, wie ich ihn sonst kaum kenne oder bisher noch nicht kennenlernen konnte.
00:06:19: Und deswegen fesselt mich dieser Sport so sehr.
00:06:22: Auch weil man vielleicht im Rennen schnell reagieren muss,
00:06:24: das auch von hohen Geschwindigkeiten gesprochen,
00:06:26: dass man muss wahrscheinlich den Kopf abschalten.
00:06:29: Man trifft Entscheidungen während des Rennens.
00:06:31: Da gibt es keine Zeit dafür nochmal nachzudenken,
00:06:33: ziehe ich jetzt links oder rechts vorbei.
00:06:35: Genau. Also wenn man anfängt nachzudenken, hat man verloren.
00:06:37: Das muss irgendwie so aus dem Bauch heraus geschehen.
00:06:39: Und das ist eben auch so ein bisschen die Kunst.
00:06:41: Also wahrscheinlich nicht nur bei meiner Sportart,
00:06:43: sondern auch bei anderen Sportarten,
00:06:44: dass man das eben schaffen können muss,
00:06:46: mit der Zeit und mit der Erfahrung loszulassen.
00:06:49: Also wenn ich meinen Körper und meine Intuition machen lasse,
00:06:52: dann gewinne ich die Rennen.
00:06:53: Wenn ich anfange nachzudenken, habe ich verloren.
00:06:55: Und diese Kunst, diesen Moment eben genau perfekt zu treffen,
00:07:00: das reizt mich ungemein.
00:07:02: Und das treibt mich auch jeden Tag wieder aus dem Bett.
00:07:05: Und dass ich eben an diese Richtung dieser Perfektion komme.
00:07:08: Aber wie sieht denn so dein Trainingsalltag aus?
00:07:10: Weil ich sage mal, das Mindset ist das eine.
00:07:12: Und da wirklich intuitiv auch in so ein Rennen reinzugehen.
00:07:15: Aber man braucht ja auch die Basis.
00:07:17: Also ihr seid schnell unterwegs,
00:07:18: du hast auch von Krafttraining gesprochen.
00:07:20: Kannst du uns da vielleicht mal so einen Überblick geben,
00:07:22: wie eine vielleicht typische Trainingswoche von dir aussieht?
00:07:24: Ja, also es ist eigentlich relativ simpel.
00:07:26: Ich trainiere sechs Tage die Woche.
00:07:28: In der Regel zweimal am Tag.
00:07:30: Manchmal auch nur einmal am Tag,
00:07:32: aber die Regel ist dann doch eher zweimal.
00:07:34: Das Training besteht dann aus Krafttraining.
00:07:36: Das mache ich zweimal die Woche.
00:07:38: Dann habe ich pliometrische Sprünge, die mache ich einmal die Woche.
00:07:41: Dann gehe ich drei bis vier Mal skaten.
00:07:43: Und die restlichen Einheit mache ich dann auf dem Fahrrad.
00:07:46: Und das ist dann entweder Intervalle auf dem Fahrrad
00:07:50: oder auch mal Grundlagenausdauer.
00:07:52: Was für mich als eher Langsprinterin doch sehr wichtig ist.
00:07:55: Genau, und so ist mein Trainingsalltag sehr, sehr vielschichtig
00:07:58: und sehr abwechslungsreich.
00:08:00: Und deswegen macht mir das auch sehr viel Spaß.
00:08:02: Und wenn ich da bin,
00:08:04: dann gehe ich nach Absprache dann auch einmal die Woche hier
00:08:08: zur Polizei zu meinem Dienst.
00:08:09: Also du hast uns einen Überblick gegeben.
00:08:11: Also um die zwölf Trainingseinheiten pro Woche,
00:08:13: dann kommt wahrscheinlich noch Physiotherapie mit dazu
00:08:15: und noch andere Begleitmaßnahmen.
00:08:17: Also es ist im Prinzip ein Fulltime-Job das Ganze.
00:08:19: Das würde so wahrscheinlich nicht funktionieren,
00:08:22: wenn du nicht in der Sportfördergruppe bei der hessischen Polizei wärst.
00:08:26: Ja.
00:08:27: Deswegen, wie ist da die Unterstützung seitens der Polizei
00:08:30: so aus deiner Sicht?
00:08:32: Ja, ich kann mir das eigentlich nicht besser vorstellen.
00:08:34: Also es gibt noch ähnliche Unterstützungsprogramme
00:08:37: in anderen Bundesländern.
00:08:39: Und ich habe mich auch schon viel mit anderen Athleten
00:08:41: und Athletinnen drüber unterhalten.
00:08:43: Und tatsächlich fand ich unser System am umsetzbarsten.
00:08:46: Also weil zum einen während der Studienzeit,
00:08:48: wir waren da wirklich von morgens bis abends dann
00:08:50: mit Programm bedient,
00:08:52: da ich das unser Studium von der Zeit her
00:08:54: ein bisschen später angefangen hat,
00:08:56: sagen wir mal so gegen 10 und dann so bis 14 Uhr ungefähr
00:08:59: hatten wir halt Zeit, vormittags oder morgens dann zu trainieren
00:09:02: und dann nachmittags wieder.
00:09:04: Nach der Studienzeit bin ich halt doch sehr viel freier als davor
00:09:07: und habe aber eben immer eine zuverlässige Stütze
00:09:11: in meinem Rücken.
00:09:12: Oder ich hatte auch schon mal einen Unfall gehabt
00:09:14: und war dadurch längere Zeit ausgesetzt
00:09:16: und wusste danach auch nicht,
00:09:18: wie ich mich wieder zurück in den Sport,
00:09:20: wie sieht meine Zukunft aus,
00:09:22: weil die Folgen dieses Unfalls noch nicht so ganz absehbar waren.
00:09:25: Und was ich aber wusste, ist,
00:09:27: dass die Sportfördergruppe oder die Polizei mich da eben
00:09:29: sehr, sehr gut unterstützt und mich auch nicht
00:09:31: im Stich gelassen hat.
00:09:33: Also bei manchen Sponsoren ist man sich ja nicht sicher,
00:09:35: okay, fällt die Leistung aus,
00:09:37: werde ich vielleicht nicht mehr gefördert, nicht mehr unterstützt.
00:09:39: Aber hier mit der Polizei wusste ich,
00:09:41: egal wie es weitergeht, es geht auf jeden Fall weiter.
00:09:44: Ich habe mir da meine Basis aufgebaut und die ist nicht weg,
00:09:46: ob es weiter machen kann oder nicht.
00:09:48: Und das war für mich vor allem auch für den Heilungsprozess
00:09:50: letztendlich das Beste, was mir hätte passieren können.
00:09:53: Da einfach die beste Rückennstärkung zu haben,
00:09:56: die man sich vorstellen kann.
00:09:58: Die Sicherheit für die Zukunft
00:10:00: und auch für die Gegenwart, die ich da gebraucht habe.
00:10:03: Insbesondere diese Geschichte
00:10:05: würde ich gerne an einer späteren Stelle nochmal anschneiden.
00:10:08: Aber so wie sich das für mich jetzt auch anhört,
00:10:10: ist es für dich völlig unproblematisch,
00:10:12: wenn du sagst, wir haben ein Trainingslager,
00:10:14: ich bin jetzt irgendwie ins Ausland oder ich habe eine längere Wettkampf-Serie,
00:10:17: dass du dann nicht zwingend an einem oder drei, vier, fünf Tagen
00:10:20: in der Woche jetzt nach dem Studium arbeiten musst,
00:10:22: sondern das ist alles sehr, sehr flexibel
00:10:24: und auf dich als Sportlerin abgestimmt.
00:10:27: Ja, genau. Also was ich festgestellt habe,
00:10:29: ist, dass man eben sehr gut kommunizieren muss.
00:10:31: Also wenn man da im Voraus Bescheid gibt,
00:10:33: hier ich kann da sein und dann und dann nicht da sein.
00:10:36: Ich denke, das ist auch ein bisschen wie überall.
00:10:38: Kommunikation ist immer das wertvollste eigentlich
00:10:41: bei einer Zusammenarbeit.
00:10:43: Und ja, genau, aber diese Freiheit ist jedenfalls
00:10:46: so ein gewisses Plus, was sehr viele andere Athletinnen oder Athleten
00:10:50: nicht haben, die nicht in dieser Förderung sind.
00:10:53: Das weiß ich sehr, sehr zu schätzen.
00:10:55: Und ich glaube, das hilft uns auf jeden Fall da mehr
00:10:57: als nur ein Prozent rauszuholen,
00:10:59: weil wir eben unsere Prioritäten dementsprechend setzen können.
00:11:02: Marco, ich glaube, das ist ein guter Punkt,
00:11:04: um dich auch nochmal kurz vorzustellen.
00:11:06: Ich habe es ja am Anfang gesagt, 44 Jahre alt,
00:11:08: Koordinator der Spitzen-Sportförder-Gruppe
00:11:10: bei der hessischen Polizei.
00:11:12: Kurz Anschlussfrage, standst du schon mal auf Speedskates?
00:11:14: Ich glaube einmal.
00:11:16: Mein Bruder ist mal eine Weile gefahren
00:11:18: und ich glaube, dass ich die mir mal ausgeliehen habe.
00:11:20: Wir sind nur zwei Jahre auseinander.
00:11:22: Ich glaube, die haben mir auch gepasst
00:11:24: und ich bin einmal bei uns in den Berg runter
00:11:26: und wieder hochgelaufen im Strümpfen wahrscheinlich.
00:11:28: Dann müssen wir ändern.
00:11:30: Also es ist jetzt keine Voraussetzung für dich,
00:11:32: dass du als Koordinator alle Sportarten,
00:11:34: die es in der Sportförder-Gruppe bei der hessischen Polizei gibt,
00:11:36: einmal ausprobieren musst.
00:11:38: Aber was ist denn konkret deine Aufgabe innerhalb der Polizei?
00:11:41: Konkret?
00:11:43: Ja, Koordinator hört sich ja allumfassend an,
00:11:45: ist es eigentlich auch.
00:11:47: Das heißt im Prinzip kann man sagen, ab dem Tag,
00:11:49: wo sich jemand entscheidet,
00:11:51: bei der Sportförder-Gruppe der Polizei Hessen zu bewerben,
00:11:53: bis zu dem Tag, wo man dann entpflichtet wird
00:11:56: aus der Sportförderung bei der Polizei Hessen,
00:11:58: bis zu dem Tag hat man im Prinzip mit mir zu tun.
00:12:01: Also bist du quasi Ansprechpartner von Tag 1
00:12:03: bis zum letzten Tag in der Sportförder-Gruppe?
00:12:05: Genau.
00:12:07: Wie hat uns da noch mal so ein groben oder allgemein
00:12:09: Einblick in die Sportförder-Gruppe bei der hessischen Polizei?
00:12:11: Also zum einen, was für Sportarten können denn tatsächlich gefördert werden?
00:12:14: Also wir sind 2005 ins Leben gerufen worden,
00:12:16: waren damals die erste Sportförder-Gruppe einer Landespolizei,
00:12:19: die im gehobenen Dienst eingestellt hat.
00:12:21: Das heißt, wir bilden im Prinzip Polizeikommissarinnen
00:12:24: und Polizeikommissare aus.
00:12:26: Das Ganze ist dann ein Studium.
00:12:28: Voraussetzung dafür ist,
00:12:30: dass die ganz normalen Einstellungsvoraussetzungen vorliegen müssen.
00:12:33: Da weiß ich dir nicht, ich kann sie gerne sagen,
00:12:35: ich habe sie mir mal angeguckt, 1,55 groß.
00:12:37: Ansonsten gibt es verschiedene Möglichkeiten.
00:12:39: Abitur ist so der klassische Weg.
00:12:41: Es gibt aber auch den Realschulabschluss
00:12:43: oder die mittlere Reife mit der Berufsausbildung,
00:12:45: die mindestens drei Jahre gedauert hat.
00:12:47: Und dann gibt es noch über die Fachoberschule ein Weg jetzt,
00:12:50: der nochmal als drittes Standbein aufgemacht wurde.
00:12:53: Dazu muss man einem Kader angehören.
00:12:56: Mittlerweile reicht Landeskader,
00:12:58: kann aber hochgehen bis zu dem höchsten Bundeskader,
00:13:01: das ist dann der Olympiakader.
00:13:03: Und da kommt der Prinzip zu dem normalen Bewerber nur nach oben drauf,
00:13:07: dass man über den Verband und den Olympischen Schutzpunkt
00:13:10: sich so ein Perspektivschreiben geben lassen muss.
00:13:13: Und dieses Perspektivschreiben sollte möglichst positiv sein,
00:13:16: dass die Perspektive auch im Prinzip bescheinigt,
00:13:19: man ist entwicklungsfähig bis hin zu einem internationalen Niveau.
00:13:22: Und dann kann man sich bewerben.
00:13:24: Ist der Landeskader wirklich zwingt erforderlich
00:13:26: oder könnte es theoretisch auch Ausnahmen geben,
00:13:28: dass man sagt, man bekommt ein Perspektivschreiben
00:13:30: vielleicht von der Bundesdrehrerin, von der Bundesdrehrin
00:13:32: und auch unter diesen leichteren Voraussetzungen noch funktionieren?
00:13:35: Ja, da muss man sagen, wenn jemand ganz neu zum Beispiel
00:13:39: oder noch nicht so lange auf oben Niveau seine Sportart betreibt
00:13:42: und hat jetzt noch keinen Kaderstatus in dem Jahr erreicht,
00:13:45: dann selbstverständlich.
00:13:46: Dann ist aber das Perspektivschreiben wahrscheinlich auch trotzdem positiv
00:13:49: und dann wird man trotzdem für die für die Gruppe zugelassen.
00:13:52: Weil ich glaube, es ist für viele auch junge Talente irgendwann
00:13:55: so dann dieser Moment da, an dem man sich entscheiden muss.
00:13:57: Mach ich ein normales Studium an einer normalen Uni mit Nebenjob
00:14:01: und allem, was dazugehört oder konzentriere ich mich wirklich auf den Leistungssport.
00:14:04: Ich denke, da gehen leider recht viele Talente auch verloren
00:14:07: und wenn man dann die Voraussetzung, so wie du sie beschrieben hast,
00:14:11: auf einem bestimmten Niveauansatz plus diese Perspektivschreiben
00:14:14: von Bundesdrehrern, Bundesdrehrern,
00:14:16: kann man da schon das ein oder andere Talent dann doch noch im Sport halten
00:14:20: und im weiteren Verlauf dann Erfolge aufweisen.
00:14:22: Ja, also wir leben da in einer unglaublichen, vielfältigen Konkurrenzsituation
00:14:26: sozusagen. Also es gibt ja dann doch viele, die ihr Abi gemacht haben.
00:14:29: Jetzt hat man dann 13 Jahre, 12 Jahre je nachdem Schule rum
00:14:32: und da verspüren natürlich auch viele den Drang zu sagen,
00:14:35: ich muss mal ein Jahr ins Ausland oder ich muss mal ein Jahr was anderes machen.
00:14:39: Da haben wir die Situation, dass wenn ich da erfolgreich war bis dahin,
00:14:42: dass ich auch sofort die Pendien angeboten bekomme aus den USA.
00:14:45: Also das haben mir Sportler geschildert, die haben eine Norm erreicht
00:14:48: oder sind ja relativ schnell erfolgreich gewesen.
00:14:51: Die kriegen sofort die Briefe nach Hause, die Pendien angeboten.
00:14:55: Aktuell gehen wir den Weg eigentlich, dass wir immer mehr den Sportler
00:14:58: und die Sportlerinnen den Mittelpunkt stellen
00:15:00: und immer wieder die Frage stellen, was brauchen denn die Sportlerinnen
00:15:03: und Sportler, die wir fördern, um ihre bestmögliche Leistung zu erreichen
00:15:06: und den Weg immer jetzt seit 20 Jahren erfolgreich.
00:15:10: Angenommen, ich würde mich bewerben.
00:15:12: bei der hessischen Polizei möchte in die Sportfördergruppe ab den Testbestand die Voraussetzung passen.
00:15:16: Wie sieht denn dann so ganz konkret das Studium aus?
00:15:18: Nettissi hat es ja vorhin schon gesagt, man beginnt ein bisschen später als die normalen Studiengruppen.
00:15:24: Aber wie kann man sich das so vorstellen im Trainingsalltag mit 12, vielleicht auch 14, 15 Einheiten pro Woche?
00:15:29: Also grundsätzlich ist das Studium ja erstmal für den normalen Studierenden bei der Polizei auf drei Jahre angesetzt
00:15:35: und bei der Sportfördergruppe schon mal auf 4,5 Jahre.
00:15:37: Und diese anderthalb Jahre Verlängerung, die nutzen wir eben, um das Studium tagsüber den Alltag zu entzern.
00:15:44: Das heißt, in der Regel haben wir so Kennzeiten, das ist immer 10 bis 15 Uhr, meistens 10 bis 15 Uhr
00:15:50: und diese Kennzeit sollte im Prinzip für das Studium zur Verfügung stehen,
00:15:54: so dass vorher trainiert werden kann, wie Silesia schon gesagt hat und danach eigentlich auch wieder.
00:15:58: Man muss ja auch sagen, jeder der Leistungssport betreut weiß, dass man nicht im Prinzip jetzt 8 bis 9 Uhr 50 trainiert,
00:16:05: dann sich ins Studium schleppt und dann wieder um 15 Uhr eine halbe Stunde Fahrt hat
00:16:08: und 16 Uhr bis 18 Uhr oder 19 Uhr das zweite Training dran setzt, das würde man nicht lange machen.
00:16:14: Also dementsprechend wissen wir auch, es gehört am Tag auch mal eine kleine Pause dazu
00:16:18: und die müssen wir den Sportländern zugestehen, das sind immer wieder so Abstimmungssachen.
00:16:22: Aber so wäre der Grundverlauf, man fängt mit dem Theorie-Studium an,
00:16:26: dann gibt es das erste, das nennen wir Grundlagen-Training, das ist fast ein Jahr.
00:16:30: Da bekommt man alles beigebracht, was man für die Straße braucht, von der Verkehrsunfallaufnahme,
00:16:34: Verkehrsüberwachung, Strafanzeigenaufnahme, Spurensicherung, Schießen, Lernen, ein bisschen Sport ist auch dabei.
00:16:40: Und Einsatztraining und direkt nach diesem Grundlagentraining geht es ins Grundlagen-Praktikum,
00:16:46: das erste Mal auf die Straße, Streifendienst und danach setzt sich das Studium fort immer wieder
00:16:51: im Wechsel zwischen Theorie-Studium und praktischen Studienabschnitten auf dem Revier
00:16:57: und dann ist man nach 4,5 Jahren fertig und ist dann Polizeikommissar und Polizeikommissar.
00:17:01: Wie sieht es aus mit Trainingslagern? Ist ja auch ein wichtiger Punkt für Sportlerinnen und Sportlern.
00:17:05: Also ist sowas möglich im Rahmen des Studiums?
00:17:07: Absolut, also möglich und gewollt muss man ja auch sagen.
00:17:10: Jeder weiß, dass viele Sportarten ohne längere Trainingslager gerade im Winter gar nicht überleben.
00:17:15: Die ist ja denke ich, kann das bestätigen, in Winter ohne Trainingslager wäre,
00:17:19: also wirklich ein hatter Winter in Deutschland als Outdoor-Sportart und dementsprechend unterstützen wir das
00:17:24: und passen das Studium auch individuell an.
00:17:26: Wenn da Prüfungen oder Klausuren in der Zeit geschrieben werden müssen, dann versuchen wir da immer wieder im Rahmen,
00:17:32: natürlich halten wir uns auch ein Recht umgesetzt, aber wir versuchen dann immer wieder Lösungen zu finden,
00:17:37: dass möglich zu dem Zeitpunkt die Klausuren geschrieben werden, dass man sich auch gut darauf vorbereiten kann.
00:17:41: Das geht ja nicht nur darum, sie einfach irgendwie abzuhagen und fünf ist Trumpf dazu spielen
00:17:46: die ganze Zeit im Studium, sondern wir wollen auch, dass wir ein gutes Studium den Sportlern ermöglichen.
00:17:51: Und so zu den sportlichen Rahmenbedingungen, gibt ihr da bestimmte Trainertrainingsorte oder irgendwas vor
00:17:57: oder ist da die Sportlerinnen und Sportler komplett frei, in dem wo und mit wem sie trainieren?
00:18:02: Also da unser Studium grundsätzlich ein Präsenzstudium ist, bei uns muss man tatsächlich in Wiesbaden studieren.
00:18:07: Das ist jetzt erstmal der Studiumort und das Grundlagen Training, was ich vorhin angesprochen hatte, ist auch in Wiesbaden.
00:18:12: Danach kann man aber schon allein für die praktischen Einheiten oder für die praktischen Zeiten auf den Revieren,
00:18:17: die oftmals lang sind. Wir haben oftmals auch aus Nordhessen Bewerber, die dann auch anfangen
00:18:22: und die können zum Beispiel dann einfach in Kassel oder wo auch immer da ihre Revierzeit vollbringen und absolvieren.
00:18:29: Wir haben ein paar Sachen, wir haben zum Beispiel eine Beach Volleyballerin, die hat ihr Studium im Prinzip durchgezogen
00:18:35: mit dem Trainingsort Stuttgart und sich jeden Tag in den Zug gesetzt, oder sagen wir mal fünf Tage die Woche,
00:18:41: zumindest in den Zug gesetzt, ist darunter gefahren, hat unterwegs gelernt, ist abends mit dem Zug wieder zurückgefahren
00:18:46: und stand am nächsten Morgen wieder auf der Matte. Also da ist schon viel möglich.
00:18:51: Und wenn man dann das Studium beendet hat, ist man dann wahrscheinlich noch freier, was die Trainingsgestaltung angeht.
00:18:56: Wahrscheinlich in Trainingsintensiven Phasen, Wettkampfintensiven Phasen ist ein bisschen weniger Dienst
00:19:00: und umgekehrt, wenn eine Trainingsfreie Zeit ist, dass man dann die Möglichkeit hat, auch richtigen Polizeidienst zu machen.
00:19:05: Also unser Ziel ist da grundsätzlich die duale Karriere. Das heißt, es ist nicht das Ziel, dass jemand nach dem Studium
00:19:10: zu 100 Prozent unbedingt freigestellt werden muss. Und wir nur sagen hier, dass so ein bisschen auch als Vergleich,
00:19:16: wenn du dein Sport richtig machen würdest, dann müsstest du eigentlich 100 Prozent nur Sport machen.
00:19:20: Das sind viele Letizia, das ist ja auch eine Ausnahme da in der Regel. Und das ist so, dass diese 100 Prozent Freistellung möglich ist,
00:19:27: aber nicht unser Ziel ist. Also Letizia arbeitet einmal die Woche und da auch in einem Bereich, der ja super viel Spaß macht,
00:19:35: bin ich mir sicher, ja, ohne dass ich mir jetzt jeden Tag bestätigen lasse. Und das ist unser Ziel, drin bleiben im Beruf,
00:19:41: aber so, dass es sich jetzt und nicht wehtut. Also der Sport steht schon an erster Stelle, weil diese Leistungssportkarriere ist endlich.
00:19:48: Das ist ja jedem klar, der das betreibt. Auf höchstem Niveau reden wir da vielleicht über acht bis zehn Jahre in der Regel.
00:19:54: Und wenn diese Jahre rum sind, dann ist unser Ziel nicht bei Null anzufangen, sondern dass dann jemand ab der Beendigung der Karriere
00:20:01: am nächsten Montag sich einlockt und sagt, okay, ich fange jetzt an mit Arbeiten.
00:20:06: In welchem Bereich bist du dann einmal die Woche tätig?
00:20:08: Genau, ich bin jetzt im Moment hier im Gesundheitsmanagement und unterstützt da so gut, ich kann die Kollegen.
00:20:13: Würdest du auch sagen, dass sie das vielleicht so ein bisschen auch dabei hilft, mal abzuschalten vom Sport,
00:20:17: weil ich könnte mir auch vorstellen, wenn man nur den Fokus auf den Sport hat,
00:20:20: dass man dann auch vielleicht aus kleineren Herausforderungen auch mal größere macht, weil man nur noch über den Sport nachdenkt.
00:20:26: Bei mir persönlich ist es wahrscheinlich nicht der Fall, weil ich doch ein sehr gesetztes Mindset habe, aber die Gefahr besteht natürlich.
00:20:33: Mir hilft es aber doch dabei, mir ein bisschen mehr Ruhe zu geben, wenn ich in die Zukunft gucke, wie Marco ja schon gesagt hat,
00:20:40: ich werde nicht bis ewig diesen Sport machen können und so kann ich mir jetzt auch schon parallel zu meiner sportlichen Karriere,
00:20:46: meine berufliche oder Polizei berufliche Karriere, schon mal vorpflastern, dass ich mich dann an dem Montag einloggen kann und dann kann es losgehen.
00:20:54: Dann würde ich an der Stelle aber nochmal auch zurückblicken auf die World Games 2022, bei denen du eine Goldmedaille geholt hast,
00:21:00: was ja an sich schon ein absolut herausragendes Ereignis ist, aber für dich ja auch gleich aus mehreren Gesichtspunkten.
00:21:06: Magst du vielleicht den Hören und Hören nochmal erzählen, warum das gerade diese Goldmedaille dir so viel bedeutet hat?
00:21:12: Ja, sehr gerne. Also die World Games sind ja für uns nicht olympische Sportarten, die olympischen Spiele.
00:21:17: Und für mich war das schon als kleines Mädchen ein Traum, da mal hinzukommen.
00:21:22: Und dann aber auch da mal eine Medaille zu gewinnen und dass sie dann ausgerechnet Gold ist.
00:21:27: Ja, habe ich mir natürlich schon irgendwie erträumt, aber ist natürlich immer schwer, sich diese Träume dann auch ein bisschen einzugestehen.
00:21:33: Aber tatsächlich habe ich mir diesen Traum realisiert.
00:21:38: Ja, diese Medaille ist für mich eben mehr als nur eine Medaille oder nur dieses eine Rennen, diese eine Sieg,
00:21:43: weil ich weiß, was da alles drin gesteckt hat.
00:21:46: Also klar habe ich, wie jede andere Athletin in diesem Rennen sehr hart darauf hingearbeitet.
00:21:51: Und zwar war das jetzt auch fünf Jahre wegen Corona, wurde das ja ein Jahr verschoben.
00:21:55: Das heißt, wir haben uns fünf Jahre darauf vorbereitet, in diesem einen Moment zu performen.
00:22:00: Und ja, jede andere Athletin hat sich auch so vorbereitet, aber mein Weg dorthin, würde ich sagen, war ein bisschen schwerer als der Durchschnittsweg.
00:22:07: Weil ich Ende 2018 einen Mountainbike-Unfall hatte, bei dem habe ich mir erstmal nur das Schlüssel beigebrochen.
00:22:14: Danach sind aber die Operationen sehr, sehr schief gegangen.
00:22:17: Also es wurde ein Draht implantiert, der war erst zu lang.
00:22:21: Und dann bin ich aber nach Hause geschickt worden und hatte einen Lungkolaps.
00:22:26: Bin damit dann drei Tage rumgelaufen, hat keiner gemerkt.
00:22:29: Oder hat mir auch keiner geglaubt, dass ich Probleme habe bei der Atmung.
00:22:32: Dann wurde ich in eine Klinik geschickt, der Draht wurde dann ein bisschen gekürzt, meine Lunge wurde behandelt, ich wurde nach Hause entlassen.
00:22:38: Dann dachte ich eigentlich, okay, jetzt ist erstmal alles in Ordnung, jetzt kann ich wieder in den Sport zurückkehren und Ziele verfolgen.
00:22:44: Und da bin ich aber einen Monat zu Hause nochmal zusammengebrochen.
00:22:48: Und dann, ja, kürze ich es hier mal stark ab.
00:22:51: Es war ein starkes Hin und Her und ich habe mit meinem Leben gerungen und keiner wusste, warum.
00:22:56: Letztendlich hatte ich Glück, dass in der Notaufnahme eine Kardiologin im Dienst war.
00:23:00: Die hat einen Ultraschall von meinem Herzen gemacht und hat gesehen, dass dieser Beutel, das Herz umfasst, voller Blut war.
00:23:09: Und keiner konnte sich erst erklären, warum bis dann dieser eine Draht, der davor gekürzt wurde, in meiner Aorta wiedergefunden wurde.
00:23:16: Weil er sich gelockert hat und ja, dann durch die Lunge wieder durch in die Aorta reingewandert ist, dort die Aorta perforiert hat und dadurch dann eben das Blut in den Herzbeutel fließen konnte.
00:23:27: Dieses Blut hat dann mein Herz so komprimiert, dass es halt am Ende nicht mehr schlagen konnte und ich dann in dem Moment ja kurz das Leben fast verlassen hätte, also meine Nahtoderfahrung erlebt habe.
00:23:38: Und danach sind natürlich ein paar Operationen, Erfolg, lange Reha-Zeit und aus diesem Grund und aus den ganzen Problemen, die ich halt danach noch hatte.
00:23:49: Diese Medaille dann eben in ihrem Wert nochmal mehr gestiegen.
00:23:53: Also sie steht einfach ein bisschen auch symbolisch als etwas da, was mich in meiner Tätigkeit bestätigt.
00:24:00: Ich kann es schwer in Worte fassen, aber dieser Weg dorthin, diese persönliche Weiterentwicklung auch und die Begegnungen, die ich auf meinem Weg zurück in die Weltspitze hatte, das ist einfach unbeschreiblich.
00:24:13: Und schwer in Worte zu fassen und deswegen hat diese Medaille eine millionenfache Bedeutung als vielleicht für ein anderer Athletin, die nicht so einen schweren Weg geben musste.
00:24:23: Und wie gesagt auf dem Weg war eben die Polizei immer da, hat mir Unterstützung und mir auch die Zeit gegeben, wieder zu rehabilitieren.
00:24:32: Denn ich habe natürlich auch Gespräche geführt, weil ich ja auch nicht wusste, wie es weitergeht, ob es weitergeht.
00:24:36: Und mir wurde erst mal ein Zeitraum gewährt, in dem ich erst mal wieder auf die Beine kommen kann, gesund werden kann und danach wieder nach Performance schauen kann, wenn es möglich ist.
00:24:46: Und deswegen war dieser Weg so besonders.
00:24:51: Stand da für dich von Anfang an fest, will wieder im Leistungssport angreifen?
00:24:55: Auf jeden Fall. Also das hat mir geholfen. Ich habe mir gar nicht die Frage gestellt, weil ich vielleicht mich auch nicht getraut habe, da ein Schlussstrich zu sehen.
00:25:04: Und mir hat es auch geholfen da wieder aufzustehen aus diesem Krankenhausbett, also jeden Tag eine Minute länger spazieren zu können und so weiter.
00:25:10: Das habe ich alles dafür getan, um an der Leidenschaft wieder nachhergehen zu können, also um wieder an dieser Startlinie zu stehen.
00:25:16: Weil ich aus irgendeinem Drang in mir hatte und zu sagen, das kann es noch nicht gewesen sein.
00:25:20: Ich würde es gerne selbst entscheiden, wenn es zu Ende ist. Und das sollte noch nicht sein.
00:25:24: Ja, und ich glaube, wenn man dann auch so ein Partner wie die Sportfördergruppe an der Seite hat und dann auch da die Unterstützung auch in so einer ja unglaublich extrem schweren Zeit erfährt, das macht ja was mit einem.
00:25:35: Ja, ja, ja. Also auch das hat mir geholfen, da nicht in Panik zu verfallen oder eben die Entscheidung treffen zu müssen, okay, ich weiß nicht, ob ich in einem halben Jahr an dieser Europameisterschaft ein Start gehen kann.
00:25:45: Vielleicht muss ich jetzt doch arbeiten gehen, also Vollzeit arbeiten gehen, Sport bei Seite schieben, meine Gesundheit priorisieren und so weiter, die meine finanzielle Zukunft auch zu sichern.
00:25:54: Sondern so hatte ich da eben immer eine feste Säule, auf die ich mich verlassen konnte.
00:25:58: Und ja, im Prinzip habe ich dadurch auch eine zweite Chance bekommen, überhaupt nochmal an den Start gehen zu können.
00:26:03: Kannst du dich noch an dem Moment erinnern, als du realisiert hast, okay, ich habe jetzt hier tatsächlich Gold gewonnen?
00:26:08: Ja, es war sehr verrückt, also das Rennen war ein sehr besonderes Rennen, es wurde sehr, sehr viel rumgefault, es wurden im Endeffekt alle diskoaffiziert außer ich, weil ich eben die gewisse Ruhe hatte, die die anderen nicht hatten.
00:26:24: Also ich habe nicht gefault, ich habe meine Hände bei mir gelassen und habe in den Fehlern von den anderen eben meine Chance gesehen, was eben auch eine Stärke war, die ich in dem Moment rausholen konnte durch meine Geschichte.
00:26:35: Und ich bin tatsächlich als Zweite über die Linie gefahren, aber die als Erste über die Linie gefahren ist, die ist auch nicht sehr sauber gefahren und wurde im Nachhinein noch diskoaffiziert.
00:26:44: Das heißt, diesen einen Moment hatte ich tatsächlich nicht, also mit der Fahne um die Bahn fahren wurde mir verwehrt, aber ich glaube, die Viertelstunde oder 20 Minuten nach dem Rennen wurde das dann durchgesagt und so richtig realisiert habe ich es dann aber auf dem Podium, als dann die Hymne gespielt wurde.
00:26:59: Da habe ich rottes Wasser geheult, weil ich, ja, ich fange fast schon wieder an.
00:27:04: Weil ich dann eben realisiert habe, dass dieser verdammt harte Weg, das der mich hier hochgeführt hat und einfach bestätigt hat, dass ich es kann.
00:27:13: Marco, da könnte ich mir auch bei dir vorstellen, dass für dich auch ein emotionaler Sieg war, als bei vielleicht bei der einen oder anderen Goldmedaille, die die Sportlerinnen und Sportler geholt haben.
00:27:24: Zwar für dich bestimmt auch eine ganz besondere Situation.
00:27:26: Auf jeden Fall.
00:27:27: Also da muss man sagen, das war ja so, nach diesem Schicksalsschlag, den es da gab, vorher nicht absehbar, unsere einzige Aufgabe, die wir eigentlich hatten, ich meine, sie war damals Ende 20, war eigentlich nur ein Statement erstmal abzugeben zu sagen, du kümmerst dich jetzt erstmal nur um dich.
00:27:43: Und die Sportförderung, die wirst du nicht verlieren, das entscheiden wir alles gemeinsam Stück für Stück, wenn es etwas zu entscheiden gibt.
00:27:50: Wir hatten nur eine Aufgabe, hier erstmal die Sicherheit zu geben, dass wir sozusagen in ihren Weg nicht eingreifen.
00:27:56: Und dann ist sie ihren Weg weitergegangen und ich muss ehrlich sagen, ich habe jetzt noch Gänsehaut, krieg sie gerade schon wieder, wie dieser Weg dann nochmal richtig erfolgreich weitergegangen wurde.
00:28:08: Und von ihr, das muss man ganz klar sagen, da haben wir dann wenig Aktien drin.
00:28:13: Den Weg ist sie so gegangen und unglaublich, wie das weitergegangen ist.
00:28:20: Und so freuen wir uns, das ist sicherlich so mit das Härteste, wenn nicht das Härteste Schicksal, was wir hier so bisher durchsprechen mussten.
00:28:29: Das sind immer mal wieder viele krasse Geschichten, das ist klar nach über 200 Sportlern und nach 20 Jahren, dass es da immer wieder mal was gibt, was auf dem Tableau erscheint.
00:28:38: Aber dass jemand eine Nahtoderfragung macht, das haben wir jetzt zum Glück nicht jedes Jahr geschweige den noch kürzeren Abständen.
00:28:46: Jetzt haben wir noch mal kurz über einen sehr besonderen Erfolg gesprochen.
00:28:49: Für Leistungssportlerinnen und Leistungssportler sind natürlich aber auch die Ziele immer besonders interessant.
00:28:54: Was ist denn so ein Ziel, was bei dir vielleicht zu Hause am Visionboard angepinnt wurde?
00:28:59: Also tatsächlich, es klingt vielleicht ein bisschen lahm, aber mein Hauptziel ist es weiter diesen Sport und diesen Alltag einfach aufs Höchste zu genießen, solange ich noch kann.
00:29:07: Und wenn wir über Medaillen sprechen, ich mache das nicht so gerne tatsächlich, weil ich gemerkt habe, dass es mir nicht so wirklich gut tut, mich auf etwas zu fixieren,
00:29:16: sondern mein Weg ist es eben über die Freude und den Genuss und die Dankbarkeit, die Erfolge dann einpinnen zu lassen.
00:29:23: Klingt vielleicht auch ein bisschen spooky, aber natürlich will ich weiterhin Goldmedaillen gewinnen bei Welt-Europa-Meisterschaften.
00:29:29: Und ich weiß, dass ich das schaffen kann, wenn ich eben über diesen positiven Weg weitergehe, dass die Erfolge dann automatisch kommen, wenn sie kommen sollen.
00:29:39: Ich glaube, das sind die perfekten Schlussworte für unsere Folge.
00:29:42: An dieser Stelle nochmal vielen, vielen Dank an euch beide, dass ihr heute die Zeit für die gemeinsame Folge genommen habt.
00:29:47: Ja, das war es auch schon wieder mit Kugelsicher, dem Copcast der Polizei Hessen.
00:29:51: Für alle, die sich mehr Infos rund um das Thema Studium bei der hessischen Polizei und auch insbesondere zum Thema Spitzensportförderung bei der hessischen Polizei informieren wollen,
00:29:59: den empfehle ich die Internetseite, Karriere.polizei.hessen.de.
00:30:04: Dort könnt ihr euch weitere Informationen rund um das Studium bei der hessischen Polizei holen und natürlich auch bei unseren Einstellungsberaterinnen und Einstellungsberatern,
00:30:12: die links dazu findet ihr natürlich in den Shownauts.
00:30:15: Das war es für heute.
00:30:16: Wenn euch der Podcast gefallen hat, abonniert ihn und hinterlasst eine Bewertung.
00:30:19: Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
00:30:21: [Musik]
00:30:22: @PauGuySicher